Ein Buch, das die Welt den Opel bewegt:
„So wird's gemacht. Band 21: Opel Kadett D“
Diplom-Ingenieur für Fahrzeugtechnik Hans-Rüdiger Etzold spricht in seinem bereits 1991 erschienen Meisterwerk „So wird's gemacht. Band 21: Opel Kadett D“ alle Themen an, die Opelfahrer interessieren: Hier wird munter aus- und wieder eingebaut, eingestellt, ersetzt, geprüft, gemessen, gereinigt, erneuert, kontrolliert, entlüftet und natürlich auch aufgebockt. Schon beim Lesen möchte man am liebsten mit dem Schraubenschlüssel in der Hand und der Leidenschaft im Bein zum erstbesten „Opel Kadett D“ oder „Kadett Caravan/Voyage“ (Baujahr 8/79 bis 8/84) laufen, um ihn zu reparieren.

Da der Rüsselsheimer Renner nur zwischen 50 und 60 PS hatte, beschreibt der Autor auch in einem kurzen Kapitel, wie man eine Ölpumpe korrekt überholt. Einen besonderen Service stellt der Psychotest „Der richtige Zündkerzentyp“ dar, der jedoch ein wenig zu kurz geraten ist. Wer wirklich wissen will, was (hoppla, eine fünffache Alliteration) er für ein Typ ist, sollte daher wie bisher auf die einschlägigen Tests in Frauen- und anderen Zeitschriften vertrauen.

Insgesamt überwiegt jedoch der positive Eindruck, den Etzold mit dem 21. Teil seiner „So wird's gemacht“-Reihe hinterlässt. Bis heute ist diese auf 141 verschiedene Bände angewachsen - mehr als 20 Mal so viel wie bei Harry Potter und sogar das 47-fache vom Herrn der Ringe.

Besonders angenehm fällt ferner auf, dass wir hier ein Werk für die ganze Familie vor uns haben: Papa hilft es beim Bremsenbasteln (S. 100-117) und Mama lernt, wie sie den Opel von Teer-, Schuhcreme- oder Blutflecken reinigen sollte (S. 174-176). Aber gerade den lieben Kleinen wird „So wird's gemacht. Band 21: Opel Kadett D“ von Diplom-Ingenieur für Fahrzeugtechnik Hans-Rüdiger Etzold die größte Freude bereiten, da Dutzende schwarzweißer Abbildungen (siehe links) darauf warten farbig ausgemalt zu werden (S. 12-181). Wie um diesen eigentlichen Zweck seines großen Wurfs zu illustrieren, lauten die Schlussworte daher (Achtung, Spoiler): „BL=blau GE=gelb RT=rot LI=lila HBL=hellblau GR=grau WS=weiß VI=violett BR=braun GN=grün SW=schwarz“. In diesen - auf den unaufmerksamen Betrachter schlicht wirkenden - Zeilen zeigt sich auch die politische Dimension des Autors, der bereits vor 16 Jahren visionär schwarz und grün nebeneinander gestellt hat und damit schwarzgrüne Koalitionen vorwegzunehmen scheint. Fazit: Ein Buch, das bei Groß, Mittel und Klein auf keinem Nachtschrank fehlen sollte.

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mark793, Mittwoch, 25. April 2007, 13:47
Ganz groß!
Leider befindet sich das Konkurrenzprodukt "Jetzt helfe ich mir selbst" (VW Jetta I, ab BJ. 1980) nicht mehr in meinem Besitz, sonst hätte ich es parallel rezensiert.

Hach ja, an den damaligen Autos konnte man selber ja noch das eine oder andere justieren und reparieren. Heutzutage kann man froh sein, dass man nicht zum Tanken auch noch in die Werkstatt muss.

kreuzberger, Mittwoch, 25. April 2007, 14:22
Schade -
ein Vergleich mit anderen Werken dieses Genres wäre sicher eine Bereicherung gewesen. Sie besaßen mal einen Jetta? Ich habe nur das Buch zum Kadett D, das Vergnügen ihn zu fahren hatte ich nie. Da ich auch kein Schrauber bin, ist Etzolds Werk eher zufällig in meinen Besitz gelangt: Vor kurzem lag es zusammen mit einigen Simmels, Konsaliks und einem "zu verschenken"-Zettel bei mir im Treppenhaus. "Blogstoff", war mein erster Gedanke.

Tanken nur noch bei autorisierten Fachhändlern, die den Tankdeckel mit ihrem Spezialwerkzeug öffnen - das hat was. Werde gleich mal ein Konzept schreiben und das diversen Automobilproduzenten vorschlagen.

bluegirl, Mittwoch, 25. April 2007, 19:15
ich hab ja geglaubt
ihr westler könntet das nicht bzw. hättet das nicht gekonnt: selbst was am wagen richten. denn, seit ich westautos habe, schau ich rein wie ein schwein ins uhrwerk. da lob ich mir den guten alten trabbi, da gab es bei einem bestimmten problem sogar einen notbehelft mit einem halben apfel (kartoffel ging auch), was hab ich unterbrecher und zündkerzen gewechselt. (einmal ließ ich mir den unterbrecher von einer west-werkstatt wechseln. die haben den nicht geschmiert. dabei sollte jedem kind klar sein, daß dat muß, wenn es sich die plaste-auf-plaste-sache näher ansieht)
ich werde meine trabbi-lektüre mal bloggen, wenn sie wieder aus den umzugskartons auftaucht...

mark793, Mittwoch, 25. April 2007, 19:45
Selber geschraubt
wurde auch im Westen immer schon - nur eben nicht an relativ neuen Autos, deren Besitzer Wert legten auf Pflege nach Scheckheft, weil alles andere den Wiederverkaufswert ihres goldenen Kalbs schmälern würde.

Hinzu kommt die zunehmende technische Komplexität der Kisten: An meinen ersten beiden VWs (Jetta I und II) konnte selbst ein technisches Nicht-Genie wie ich (mit Unterstützung der hilfreichen Bücher) noch einiges machen. Aber an meinem heutigen Darkmobil kann ich vielleicht noch ne Fernlicht-Glühbirne wechseln, wenns hoch kommt; Motoreinstellungen und so Sachen gehen nur noch mit enormem elektronischem Aufwand. Selbst der Schrauber meines Vertrauens (Inhaber einer kleinen hersteller-unabhängigen Werkstatt) sagt, er könne dieses elektronische Wettrüsten nicht ewig mitmachen und passende Gerätschaften für jedes Fabrikat bereithalten. Er werde sich wohl spezialisieren müssen über kurz oder lang. Dann kann er vielleicht noch VW, BMW und Opel machen, und beim Rest nur noch Karosserie- und Lacksachen.

kreuzberger, Mittwoch, 25. April 2007, 20:22
@blue: Trabbi-Lektüre könnte interessant werden für mich alten Wessi. In meinem Fall hast Du übrigens Recht: Ich kann nicht schrauben und konnte es auch nie wirklich. Nur in meiner Jugend habe ich ein wenig an meiner 80er und meiner Zündapp rumgebastelt. An Autos habe ich mich dagegen nie rangetraut - da war mir alles zu kompliziert. Vor meinem jetzt zwei Jahre alten Franzosen hatte ich aber eh nur insgesamt anderthalb Jahre einen eigenen Wagen, an dem ich hätte rumschrauben können. Oder eben nicht können.

kreuzberger, Mittwoch, 25. April 2007, 20:31
@mark793: An meinem Peugeot habe ich auch noch nie was selber gemacht. Zum einen weil er neu war und ich die Garantie gerne behalten würde und zum anderen weil ichs nicht kann und sowas dann doch lieber Fachleuten überlasse. Die haben allerdings auch zwei Anläufe gebraucht, um die Warnung "Anomale Abgasreinigung" wieder zu beseitigen. Erst haben sie die Software upgedatet, was die Anzeige immerhin für drei Wochen verschwinden ließ. Beim nächsten - erfolgreichen - Versuch wurde dann irgendein Bauteil ausgetauscht. Seither kann ich den Wagen wieder starten, ohne dass er jedes Mal piept und mich vor einer Anomalie warnt.

Für kleine Werkstätten ist das wirklich eine Existenzfrage. Letztlich werden die Hersteller wohl zumindest teilweise damit erfolgreich sein, ihre Kunden so in die Vertragswerkstätten zu zwingen.

mark793, Mittwoch, 25. April 2007, 20:53
...oder halt in Läden
wie A.T.U. und Bosch-Dienste, die sich auch immer mehr als automobile Fullservice-Anbieter positionieren, und für die es sich aufgrund der economies of scale auch lohnt, das elektronische Wettrüsten mitzumachen. Zum Teil machen sich die Markenwerkstätten gegenseitig Inspektionskunden abspenstig. Einem BMW-fahrenden Kollegen hat kürzlich die Renault-Werkstatt am Ort ein günstigeres Inspektionsangebot gemacht. Und die letzte Tüv-AU-Plaketten-Update-Aktion fürs Darkmobil habe ich beim Opel-Händler abgewickelt - einfach weil er bei mir um die Ecke war und meine Frau mit ihrem Opelchen dort ziemlich zufrieden war...

kreuzberger, Donnerstag, 26. April 2007, 11:22
Bislang
bin ich meinem Peugeothändler ja noch treu, werde mir aber auch mal überlegen, ob ich nach Ablauf der Garantie die Seiten wechsel. Wahrscheinlich werde ich aber zu faul beschäftigt sein, zig Angebote einzuholen, nur um eine Handvoll Euros zu sparen.

Ich habe mich damit noch nie weiter beschäftigt, es wundert mich daher auf den ersten Blick, dass ein Renaultmonteur auch Bmws wartet. Ist aber eigentlich naheliegend - denn ein Auto ist ein Auto. Nur dass man halt für unterschiedliche Hersteller unterschiedliche Spezialwerkzeuge oder besondere Software benötigt.