Das perfekte Wochenende
Seit über einem Monat arbeite ich ziemlich viel - was für einen Freiberufler ja eine super Sache ist. Jetzt stand ein wenig unerwartet das erste freie - und sogar ein wenig verlängerte - Wochenende seit langem an. Und was macht man da am liebsten? Liegen bleiben. Diese Ansicht vertritt zumindest mein Körper, der anscheinend auf absolute Nummer sicher gehen wollte, dass ich Bett oder Sofa auf gar keinen Fall verlasse. Donnerstagabend: Die große Prinzessin ist im Kino, die kleine liegt im Bett und ich sitze auf der Couch, zusammen mit Flusskrebsschwänzen von Feinkost Albrecht und einem kühlen Weizenbier. Als die Kindsmutter wenige Stunden später wieder zu Hause ist, habe ich es mir mittlerweile mit meinen Besuchern Fieber und rote Pusteln auf dem Sofa gemütlich gemacht.

Ich verbringe eine flotte Nacht mit ihnen, die sogar noch flotter wird, als sich neben einem Druck auf den Brustkorb auch der Überraschungsgast Übelkeit zu mir gesellt. Er überzeugt mich, dass die paar Schalentierhinterteile meinen Körper auch auf dem Weg wieder verlassen können, auf dem sie ihn zuvor betreten haben. Wobei "betreten" wohl nicht ganz die richtige Wortwahl bei totem Getier ist, da dieses ja nicht mehr laufen kann. Aber ein besseres Wort fällt mir in meinem derzeitigen Geisteszustand leider nicht ein, was ich zu entschuldigen bitte. Aber das nur am Rande. Wo war ich stehengeblieben?

Am folgenden Freitagmorgen keine Spur mehr von der Übelkeit - die steht wahrscheinlich nicht so auf langfristige Beziehungen. Mein Körper verfolgt das Projekt "liegen bleiben" allerdings auch ohne sie konsequent weiter und hat deshalb den flüchtigen Bekannten Diarrhoe eingeladen, über den ich hier keine weiteren Worte verlieren will. Den Freitag verbringe ich jedenfalls nahezu durchfallendgehend im Bett. So kann ich die freien Tage angemessen würdigen und nebenbei beobachten, wie die roten Pusteln meinen Körper langsam, ganz langsam verlassen. Der Samstag erlebt mich zunächst deutlich aktiver: Ich verlasse Bett und Wohnung, um nach 42 Stunden mal wieder etwas zu essen. Clevererweise entscheide ich mich für Scaloppa al Pepe, Schweinemedaillons in Sahnesoße mit dem von mir so innig geliebten grünen Pfeffer. Eine gute Wahl, vom geschmacklichen Standpunkt. Eine nahezu perfekte Wahl, wenn man bedenkt, dass ich mein Körper ja liegen bleiben will, von gelegentlichen Ausflügen in die Sanitärbereiche der Wohnung mal abgesehen. Und so geht heute abend endlich leider viel zu früh mein perfektes Wochenende zu Ende. Und morgen starte ich dann frisch, ausgeruht und gute drei Kilo leichter in eine neue Arbeitswoche.

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