Die dunkle Seite der Nacht
Montagabend, nach elf. Nach einem langen Tag verlasse ich mein Arbeitszimmer, müde, erschöpft, die verschiedenen Jobs zehren an meiner Substanz. Mit der Müdigkeit geht schon den ganzen Tag eine Hypersensibilität einher. Aus dem angrenzenden Treppenhaus höre ich viele verhaltene, unterdrückte Trippelschritte, die sich verstohlen auf und ab bewegen. Und welche großen, schweren Dinge schleifen die Nachbarn über mir um diese Uhrzeit noch über ihren Fußboden?

Die Schreibtischlampe wirft einen fahlen Lichtschein durch den Türspalt, der Flur liegt im Halbdunkel. Irgendetwas stimmt nicht, ist anders als sonst. Ich kann es spüren, weiß aber nicht, was es ist. Da - an der Tür - steht da nicht jemand still und leise in der Ecke? Ich erstarre, bewege mich nicht, bis meine Augen sich langsam, sehr langsam an das Dämmerlicht gewöhnt haben. Gefühlte zehn Minuten und einen halben Herzinfarkt später erkenne ich: An die Innenseite der Wohnungstür gelehnt wartet mein Snowboard in seiner Tasche darauf, dass ich es morgen für den baldigen Urlaub fit machen lasse. Ist wirklich höchste Zeit dafür.

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