Raubtierfütterung
kreuzberger | 19. Mai 07 | Thema: Kindchenschema
So, heute* wird das Baby zum ersten Mal mit Brei gefüttert. Irgendwann ist ja auch mal gut mit dem ewigen Stillen, unsere kleine Altersversorgung muss lernen, auch ohne ihre Mutter klar zu kommen. Sähe ja auch komisch aus, säße sie später in der großen Pause immer auf dem mütterlichen Schoß, um ihren Milchjieper zu befriedigen.
So, dann wolln wir doch mal sehn, wie man Brei aus dem Glas in das Baby umfüllt. Kann ja nicht so schwer sein. Ist es natürlich auch nicht. Wenn man das richtige Equipment hat, um das nahrhafte Püree auf die empfohlene Esstemperatur zu erhitzen. Während unser Kostwärmer denappetitlich aussehenden bekömmlichen Brei erwärmt, bereitet der Vater das Baby auf die erste Mahlzeit vor. Wegen des übertriebenen mütterlichen Sicherheitsdenkens lege ich der Kleinen also das - sicher überflüssige - Lätzchen um. Kurz danach geht es auch schon los: warmen Brei auf den Teller, Baby auf den Arm, Löffel in die amorphe Masse stecken und zielsicher in den bereits zur Nahrungsaufnahme geöffneten Mund einführen. Soweit die Theorie. Praktisch sieht das so aus: Der Löffel nähert sich dem Mund, der kleine Klops lehnt sich nach hinten, drückt seinen Rücken durch (man glaubt gar nicht, wie viel Kraft in den kindlichen Rückenmuskeln steckt) und windet sich dabei schlangengleich hin und her.
Aber so schnell gebe ich nicht auf. Ich nicht. Ha. Ich täusche eine Kitzel- und Spielattacke an, um das Baby vom rückwärtigen Geschehen abzulenken und wieder auf mich aufmerksam zu machen. Die Fast-Möchtegern-Breiesserin fällt darauf herein und blickt mich breit grinsend mit ihren großen Augen an. Haha, jetzt gehts lo-o-os. In einem blitzschnellen Konter stecke ich Carlotta den Löffel in den Mund. Zumindest fast. Im letzten Moment ahnt sie die perfide Falle und dreht ihren Kopf babyflink zur Seite. Eine Sekunde später plumpst ein schleimgrüner Breiklumpen (als alternative Farbe ist auch auswurfbraun erhältlich) von ihrer Wange auf ihr überflüssiges Lätzchen, um kurz danach mein schwarzes Lieblingshemd um eine interessante Farbkombination zu erweitern.
Denke: "Nungut, die erste Schlacht hast Du gewonnen, aber der Krieg hat gerade erst begonnen." Ab jetzt werden andere Seiten aufgezogen. Wäre ja noch schöner, wenn sich so ein Wurm nicht flott füttern ließe. Nächster Versuch: Löffel neu betanken, in Richtung des mich argwöhnisch beobachtenden Kindes führen. Damit an den Lippen spielen, das soll ja den bekannten Mund-auf-jetzt-wird-gegessen-Reflex auslösen. Klappt nur teilweise. Die Lippen öffnen sich leicht, das rote Plastikbesteck dringt ein. Doch direkt hinter den Lippen befindet sich offenbar die zweite Verteidigungslinie: der verschlossene zweizähnige Gaumen. Hier ist kein Durchkommen. Während ich noch nach alternativen Wegen suche, um die zähflüssige Masse in ihren Verdauungstrakt zu befördern, nutztdas kleine Monster meine wundervolle Tochter die Situation eiskalt aus und entfernt mit einem zielsicheren Griff sämtlichen Brei von dem an ihrem Mund geparkten Löffel. Da das haptische Erlebnis anscheinend unbefriedigend ist, entledigt sie sich der Matschepampe auf meinem ehemals schwarzen Lieblingshemd.
In der nächsten halben Stunde landen nach zahlreichen Angriffen, Finten, Körpertäuschungen und gegenseitigem Belauern acht Löffel immerhin teilweise im Ziel. Ein Achtungserfolg, mehr nicht. Ich übergebe das ob seines Kantersieges fröhliche Kind wieder an die Mutter und murmele dabei etwas wie: "Hat super geklappt. ... Fürs erste Mal. ... Nur blöd, dass sie noch satt war. ... Also eigentlich quasi überhaupt gar keinen Hunger hatte. ... Die letzte Mahlzeit ist ja auch noch nicht lange her. ... Dafür hat sie aber echt toll gegessen. ... ... Freue mich schon aufs nächste Mal." Als ich aus dem Bad zurückkomme, wo ich mein schickes grünes Hemd ausgezogen habe und mir - nur wegen der Hitze - eine erfrischende Dusche gegönnt habe, sehe ich, wie die Kindsmutter das Baby innig an sich drückt und dabei friedlich stillt. Die Kleine hält kurz beim Trinken inne und blickt mich aus triumphierenden Augen an. Ich gehe geschlagen in die Küche und beseitige die Spuren meines großen Kampfes gegen eine übermächtige Gegnerin.
So, dann wolln wir doch mal sehn, wie man Brei aus dem Glas in das Baby umfüllt. Kann ja nicht so schwer sein. Ist es natürlich auch nicht. Wenn man das richtige Equipment hat, um das nahrhafte Püree auf die empfohlene Esstemperatur zu erhitzen. Während unser Kostwärmer den
Aber so schnell gebe ich nicht auf. Ich nicht. Ha. Ich täusche eine Kitzel- und Spielattacke an, um das Baby vom rückwärtigen Geschehen abzulenken und wieder auf mich aufmerksam zu machen. Die Fast-Möchtegern-Breiesserin fällt darauf herein und blickt mich breit grinsend mit ihren großen Augen an. Haha, jetzt gehts lo-o-os. In einem blitzschnellen Konter stecke ich Carlotta den Löffel in den Mund. Zumindest fast. Im letzten Moment ahnt sie die perfide Falle und dreht ihren Kopf babyflink zur Seite. Eine Sekunde später plumpst ein schleimgrüner Breiklumpen (als alternative Farbe ist auch auswurfbraun erhältlich) von ihrer Wange auf ihr überflüssiges Lätzchen, um kurz danach mein schwarzes Lieblingshemd um eine interessante Farbkombination zu erweitern.
Denke: "Nungut, die erste Schlacht hast Du gewonnen, aber der Krieg hat gerade erst begonnen." Ab jetzt werden andere Seiten aufgezogen. Wäre ja noch schöner, wenn sich so ein Wurm nicht flott füttern ließe. Nächster Versuch: Löffel neu betanken, in Richtung des mich argwöhnisch beobachtenden Kindes führen. Damit an den Lippen spielen, das soll ja den bekannten Mund-auf-jetzt-wird-gegessen-Reflex auslösen. Klappt nur teilweise. Die Lippen öffnen sich leicht, das rote Plastikbesteck dringt ein. Doch direkt hinter den Lippen befindet sich offenbar die zweite Verteidigungslinie: der verschlossene zweizähnige Gaumen. Hier ist kein Durchkommen. Während ich noch nach alternativen Wegen suche, um die zähflüssige Masse in ihren Verdauungstrakt zu befördern, nutzt
In der nächsten halben Stunde landen nach zahlreichen Angriffen, Finten, Körpertäuschungen und gegenseitigem Belauern acht Löffel immerhin teilweise im Ziel. Ein Achtungserfolg, mehr nicht. Ich übergebe das ob seines Kantersieges fröhliche Kind wieder an die Mutter und murmele dabei etwas wie: "Hat super geklappt. ... Fürs erste Mal. ... Nur blöd, dass sie noch satt war. ... Also eigentlich quasi überhaupt gar keinen Hunger hatte. ... Die letzte Mahlzeit ist ja auch noch nicht lange her. ... Dafür hat sie aber echt toll gegessen. ... ... Freue mich schon aufs nächste Mal." Als ich aus dem Bad zurückkomme, wo ich mein schickes grünes Hemd ausgezogen habe und mir - nur wegen der Hitze - eine erfrischende Dusche gegönnt habe, sehe ich, wie die Kindsmutter das Baby innig an sich drückt und dabei friedlich stillt. Die Kleine hält kurz beim Trinken inne und blickt mich aus triumphierenden Augen an. Ich gehe geschlagen in die Küche und beseitige die Spuren meines großen Kampfes gegen eine übermächtige Gegnerin.
mark793,
Samstag, 19. Mai 2007, 22:12
Mein Mitgefühl!
Das wird schon noch, glauben Sie mir. Unsere Kleine hatten wir trotz sehr langer Stillzeit recht schnell an die Fütterung gewöhnt. Die nächsten Schlammschlachten lassen dann hoffentlich auf sich warten, bis Ihre Prinzessin selber das Besteck zur Hand nimmt.
Aktuelle Erkenntnis daraus heute bei uns: Gekochter Reis pappt auf (frisch gewischtem) Parkettboden sehr eklig...
Aktuelle Erkenntnis daraus heute bei uns: Gekochter Reis pappt auf (frisch gewischtem) Parkettboden sehr eklig...
kreuzberger,
Samstag, 19. Mai 2007, 23:39
Ehrlich gesagt
ist der Text auf der Basis vieler verschiedener Fütterungsmomente entstanden, die sich in den letzten Wochen zugetragen haben. Mittlerweile geht es einigermaßen - auch wenn sie ein oder zwei Löffel Brei mehr und schneller essen könnte.
"Gekochter Reis auf Parkett" - hört sich nach kreativer Küche an. ;-)
"Gekochter Reis auf Parkett" - hört sich nach kreativer Küche an. ;-)