Freitag, 1. Juni 2007
Schäuble ein Verbrecher?
Heute in der Mittagspause beim Lesen des "Zeit Magazin"-Editorials kurz von einer Kollegin gestört worden und anschließend das hier gelesen:

"Wir bringen Menschen an einen Tisch, die noch nie miteinander geredet haben. Zum Auftakt haben sich Innenminister Wolfgang Schäuble, dessen kriminelle Karriere im Alter von 13 Jahren begann..."

Kurzes Stutzen und mich fragen, ob unser sympathischer aktueller Innenminister wohl schon in so jungen Jahren in die Junge Union eingetreten ist. Dann aber doch bemerkt, dass ich nur in der Zeile verrutscht war und es eigentlich so hieß: "Zum Auftakt haben sich Innenminister Wolfgang Schäuble und der junge Türke Harun Kaynar, dessen kriminelle Karriere im Alter von 13 Jahren begann, über die Gewalt in unserer Gesellschaft unterhalten..." Die andere Variante gefällt mir allerdings deutlich besser.

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Dienstag, 29. Mai 2007
Vrüher war alles anders
Pfingsturlaub auf Rügen, Besuch am Strand, in Prora. Vor den Besuch des schönen, breiten Sandstrands haben die Nationalsozialisten den "Koloss von Rügen" gesetzt - einen über vier Kilometer langen monumentalen Bau, der auch heute noch den Größenwahn dieses Regimes verdeutlicht. Ein Mitdreißiger-Pärchen läuft herum, er erklärt ihr gerade, dass die Nazis dieses heruntergekommene Monstrum bauten.

erso: "Das war ein 'Kraft durch Freude'-Bau."

sieso: "Ahh, 'Kraft durch Freude'. Klar, auf dem Graffiti da vorne stand ja auch 'KDV sucks'."

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Sonntag, 27. Mai 2007
Schöne Grüße


Nachtrag: Habe das Bild mit dem Handy fotografiert und gebloggt und bin jetzt ziemlich überrascht, wie schlecht das Wetter auf Rügen anscheinend war. Als ich da am Strand lag und das Bild geschossen habe, hatte ich eigentlich den Eindruck, es sei sonnig, heiß und lediglich ein wenig diesig. War aber wohl in Wirklichkeit regnerisch und trübe. Schade, hatte mich so über den schönen Sommertag gefreut.

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Donnerstag, 24. Mai 2007
Dem Kinderwagen fast entwachsen

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Donnerstag, 24. Mai 2007
Blut gegen Freiheit
Damals, bei der Bundeswehr, in der norddeutschen Tiefebene. Die Vorgesetzten von uns Wehrdienstleistenden waren ein Traum. Allerdings kein schöner: Bildung? Fehlanzeige. Menschenkenntnis? Wat is dat denn? Untergebene schikanieren? Aber gerne. Bei anderen Kompanien kamen kleine Bagger, um schicke Schützengräben auszuheben - wir erledigten das auch kurz vor dem Ablauf unserer 15-monatigen Fron noch mit dem Klappspaten. Wir waren auch die vermutlich einzige Kompanie, in der fast jede Woche irgendjemandem die Heimfahrt verweigert wurde, weil Decke und Kissen nicht rechtwinklig auf dem Bett lagen oder der Spind unordentlich war. Mehrere unserer "Kameraden" - wie wir uns nennen sollten - bekamen ernsthafte psychische Probleme: Einer stand nachts zur Schlafenszeit vor der Waffenkammer, um sich ein Gewehr und scharfe Munition geben zu lassen. Ein anderer putzte jeden Freitag, bevor unsere Stuben kontrolliert wurden, den Fußboden mit der Zahnbürste, weil er solche Angst hatte, am Wochenende in der Kaserne bleiben zu müssen. Und noch ein anderer schlug den typischen Bundeswehrweg ein und begann zu trinken. Nicht nur ein wenig, sondern richtig. Jeden Abend, 15 verdammte Monate lang. Warum? Die Offiziere und Unteroffiziere hassten ihn wegen seiner Intelligenz und Schlagfertigkeit und ließen keine Gelegenheit aus, ihn zu schikanieren und am Wochenende nicht nach Hause zu lassen.

Eines Tages hieß es, wir erhielten einen Tag Sonderurlaub, wenn wir Blut spendeten. Fast alle meldeten sich - denn was sind schon 500 Milliliter Blut gegen 24 Stunden Freiheit? Auch der junge Mann mit dem Alkoholproblem meldete sich, wurde aber beim Warten auf das Abzapfen ungewöhnlich nervös. Er hatte Angst vor dem Blutspenden und zitterte schon beim Gedanken daran, dass man ihm in wenigen Minuten eine Nadel in den Arm stecken würde. Bis zuletzt schwankte er, ob er wirklich spenden solle - aber es war zu verlockend, einen Tag mit seiner Freundin statt mit Feldwebel "Ihre-Stiefel-sind-dreckig-Sie-bleiben-am-Wochenende-hier!" zu verbringen. Wir waren gleichzeitig an der Reihe und legten uns jeweils auf ein Feldbett, um die Sanis an unseren Lebenssaft zu lassen. Ich und ein anderer "Kamerad" redeten beruhigend auf den Unbedingt-nach-Hause-Wollenden ein, der ängstlich und steif, verkrampft und zitternd da lag. Mein Blutbeutel war kurz vorm Überlaufen, seiner hing nahezu leer herunter. Ein Arzt bemerkte es und fragte, ob er wirklich spenden wolle, das scheine ja keinen Sinn zu haben, da das Blut nur spärlich aus dem angespannten Körper tröpfele.

Doch der Rekrut hielt durch und ließ sich die Kanüle nicht wieder abnehmen. Anderthalb Stunden blockierte er das Feldbett, bis ihn der Arzt endlich erlöste: "Das reicht, ich bestätige Ihnen, dass Sie gespendet haben. Sie bekommen Ihren Urlaub." Der ehedem fröhliche Abiturient, der zum sich selbst folternden Soldaten geworden war, strahlte uns, die wir auf ihn gewartet hatten, an, stand auf - und brach sofort ohnmächtig zusammen.

Inspiriert von Bosch

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