Wochenende - das ist in ganz Deutschland die Zeit zum ausgehen, Kraft tanken, entspannen und ausschlafen. In ganz Deutschland? Nein, in Kreuzberg gibt es eine kleine Wohnung, in der sich seit gestern ein nimmermüdes Baby der scheinbaren Übermacht der Ausschlafjunkies entgegenstellt. Samstag- und Sonntagmorgen, Kreuzberg liegt noch im Halbdunkel, der Wecker zeigt sechs Uhr irgendwas. Plötzlich hallt ein schriller, markerschütternder Schrei durch des Kreuzbergers Domizil: "Aaaaaaahhhhh!" Und nochmal: "Aaaaaaaaaaahhhhhhh!" Und nochmal, nochmal und nochmal... Wie kann man um diese Uhrzeit nur schon so viel Energie haben, um das ganze Haus zu beschallen? Warum muss das wundervollste und fröhlichste Baby der Welt ausgerechnet frühmorgens testen, wie laut, wie schrill und wie ausdauernd es schreien kann?



Stillen? Keine Stille. Auf den Arm? Nada, niente, rien. Die Kleine zum Kuscheln auf den Bauch legen? Einzige Reaktion ist, dass Carlotta zusätzlich meinen Körper als Trommel zu ihrer Stimme benutzt. Samstag und Sonntag dauert der Überraschungsangriff auf der Prinzessin und meine Schlafgewohnheiten ungefähr anderthalb bis zwei Stunden. Danach erfolgt der geordnete Rückzug auf die Spieldecke und eine alles durchdringende Stille. Doch die Ungewissheit bleibt: Wann wird die kleine Rebellin das nächste Mal angreifen?

Bei Ole und dem blauen Mädchen habe ich das spannende Stöckchen zum Thema "Soundtracks meines Lebens" rumliegen sehen. Und das geht so: iTunes öffnen, auf "shuffle" stellen, "play" drücken, zu jeder Frage den jeweiligen Titel aufschreiben und für jede neue Frage einen Track weiter springen. Die wichtigste Regel steht bei Ole: "Lüge nicht und tue so, als ob du cool wärst… Tipp’s einfach ein!" Na dann mal los und schauen, wie der Film meines Lebens vertont werden würde:

Vorspann
Fila Brazillia: Place de la Concorde
Hört sich so an, als ob mein Leben ziemlich entspannt verlaufen wird. In dem Track passiert nicht viel, plätschert ganz relaxed vor sich hin. Habe diese coole Combo mal für einige Zeit sehr geschätzt, als ich noch überwiegend Elektronisches gehört habe.

Aufwachen
Green Velvet: La La Land
Auch aus meiner elektronischen Phase - "I'm going down to... La La Land. I hope to see you soon in... La La Land." Naja, zum Aufwachen noch ganz ok - auch wenn der Refrain sich eher wie der eines Einschlafliedes liest.

Erster Schultag
The Rapture: Heaven
Da kommen wir meiner musikalischen Gegenwart ja schon deutlich näher. Ich fand die Schule ja größtenteils gut, insbesondere die ersten zehn Jahre. Aber dieser Start erscheint mir dann doch ein wenig zu optimistisch: "One two three four five six seven, I'm floating in a constant heaven".

Verlieben
Jenny Owen Youngs: Fuck was I
Wie kommt dieses Lied in mein iTunes? Habe es noch nie gehört und die Sängerin ist mir auch vollkommen unbekannt. Scheint eine Songwriterin zu sein, der Track ist ein wenig lahm und der Text ist nicht gerade ideal zum verlieben. Aber immerhin gehts ums Thema: "Love grows in me like a tumour". Dann gehts weiter mit so lieblichen Zeilen wie: "What the fuck was I thinking?", "Love tears me up like a demon" oder "If we weren't such good friends I'd wish you were dead". Glücklicherweise lief es bislang bei mir immer völlig anders ab, wenn ich mich verliebt habe.

Das erste Mal
Eminem: Crazy in Love
Mein musikalischer Film dreht sich anscheinend um eine unglückliche Liebe. Zum Glück war sie im wahren Leben aber keine "motherfucking bitch" wie Eminems Angesungene. Manche Textzeilen passen allerdings schon...

Kampflied
Tomoyasu Hotei: Battle without honor or humanity
Mein Kampflied stammt aus dem ersten Teil von Kill Bill. Ich bin gerade zu faul auf der DVD nachzusehen, aber wenn ich mich richtig dran erinnere, kämpft die Uma-Thurman-Bride zu diesem Lied gegen Lucy Liu und ihre crazy 88. Gibt also schlechtere Kampflieder.

Schluss machen
The Killers: Jenny was a friend of mine
Jetzt rockts endlich mal in meinem Soundtrack. Großer Song, auch wenn ich nie mit einer Jenny zusammen war. Nach dem ganzen musikalischen Liebespech erscheint es aber durchaus stimmig, dass ich Jenny wohl irgendwie beseitigt habe, wie es die Lyrics andeuten...

Abschlussball
London Theatre Orchestra: From Russia with love
Zumindest auf meinem Abschlussball (bzw. meinen Abschlussbällen - aber das ist eine andere Geschichte) war meines Wissens keine in mich verliebte Russin. Aber man sollte ja niemals nie sagen...

Leben
Sex Pistols: Seventeen
Manchmal wünschte ich mir, ich wäre wirklich ein "lazy sod".

Nervenzusammenbruch
Carter Burwell: Technopop
Aus dem Soundtrack zum großartigen "Big Lebowski". Ich fand den Track sogar mal gut, heute ist das nur noch eine öde Disconummer. Aber zum Thema Nervenzusammenbruch passts dann doch wieder: "We believe in nothing. Wir glauben an nichts."

Auto fahren
Eminem: Just lose ist
"Guess who's back, back again" - tja, da ist der Herr Marshal Mathers schon zum zweiten Mal in meinem Soundtrack. Zum kopfnickenden Cruisen im Cabrio ist das Teil tatsächlich ganz gut.

Flashback
Nirvana: On a plain
Nirvana sind ja mal wirklich ein Flashback. Ich habe damals nur die Singles im Radio aufgenommen und mir "Nevermind" dann erst einige Jahre nach Kurt Cobains Selbstmord geschossen. Zum Thema Flashback passt auch der Text: "Somewhere I have heard this before. In a dream my memory has stored."

Wieder zusammenkommen
Lambretta: Bimbo
Ich weiß schon, warum ich nie wieder mit einer Ex-Freundin zusammengekommen bin. Offensichtlich führt das zu übelster Eifersucht, die in Zeilen wie "Oh God I wish that she was dead" gipfelt.

Hochzeit
The White Stripes: The Denial Twist
Ich liebe die White Stripes - auch wenn dieser Song wegen seines Texts nicht unbedingt hochzeitskompatibel erscheint.

Geburt des ersten Kindes
Ferris MC und Tobi Tobsen: Feieralarm!
Ewig nicht gehört, aber der Titel dieses leicht asigen Tracks passt ja wohl perfekt - meine wundervolle Tochter ist fast genau ein halbes Jahr alt und ich könnte sie immer noch jeden Tag feiern. Und die Lyrics passen teilweise auch zu einer Geburt: "Meine Hände sind geschickt wie die eines Gynäkologen..."

Endkampf
Good Charlotte: Lifestyles of the rich and the famous
Anscheinend werde ich beim Endkampf die Seite der Armen und Unterdrückten vertreten: "if money is such a problem, well they got mansions, think we should rob them".

Todesszene
Pyranja: Im Kreis
Hört sich so an, als spielte bei meinem Tod jemand eine wichtige Rolle, der wie die wütende Pyranja das gleiche wie ich studiert hat. Vielleicht ja der Lobo...

Beerdigungslied
Massive Attack: Unfinished Sympathy
Schönes Lied für die Beerdigung und eine meiner allerliebsten Gruppen. Als ich das Album "Blue Lines" damals zum ersten Mal hörte (Tempo sei Dank), war es wie ein Erweckungserlebnis - so etwas gab es vorher nicht. Und bis heute freue ich mich, dass ich das Teil als Vinyl-LP habe. Und zwar aus der kurzen Zeit, als sie sich nur "Massive" nannten, da sie "Massive Attack" während des ersten Golfkriegs unpassend fanden.

Abspann
Placebo: Running up that hill
Placebo zum Schluss - das ist ja wohl mal einfach groß. Brian Molko & Co. machen grandiose Songs mit düsteren Lyrics voller Melancholie und auf der Bühne rocken sie einem den Verstand weg. Und zum Ende meines musikalischen Films einen Hügel hoch zu laufen, ist ja auch ganz ok.

vater mutter geschlechtsverkehr - hätten die Eltern dieses Googlers das unterlassen, müsste er jetzt nicht hier nach sowas suchen.

analrohr wahlweise auch frau mit analrohr - ich will gar nicht wissen, was so ein Rohr ist.

flotte kostümchen - igitt, die Suchen werden ja immer perverser.

Nur einen Google-Treffer hat salzstangenvergesser - das Wort habe ich anscheinend erfunden.

paris ficken - Geschlechtsverkehr mit Städten ist in der Regel unbefriedigend.

34h blowjob - das erscheint mir doch ein wenig zu lang.

frauen unter dem rock geguckt - Menschen mit speziellen sexuellen Neigungen und Grammatikschwäche werden hier ja besonders gerne gesehen.

wie ekel ich jemanden raus? - vielleicht einfach mal "Frauen unter dem Rock" gucken oder irgendwas mit Analrohren veranstalten.

wie ist man kreuzberger - sorry, aber es kann nur einen geben.

Auch schön: die simple Suche nach h.

Ich habe mich schon oft* gefragt, was Glockenspiel wohl auf englisch heißt. Das Booklet meiner neuen Jarvis-Cocker-CD** hat es mir endlich verraten: Glockenspiel heißt auf englisch - tada - glockenspiel.

* "Oft" im Sinne von "nie".
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