Donnerstag, 21. Januar 2010
Buchsplitter-Stöckchen
Für Stöckchen, die man mir annen Kopp knallt, bin ich gerade dankbar. Denn wenn man (= ich) vollgepumpt mit Antibiotika zu Hause rumhängt, hat man (= ich) ja nicht unbedingt gute Ideen, um ein Blog (= dieses Blog) mit supidupi Inhalten zu füllen. Daher ein Dank an Kamil, der mir dieses Teil hier zugeworfen hat.

Step 1
Suche 5 Bücher aus deinem Bücherregel, unter deinem Bett auf dem Klo oder sonst wo her. Hauptsache du hast fünf Bücher zusammengesucht. Ob du die Bücher zufällig oder gezielt rausgesuchthast ist egal. Hauptsache 5. Nicht 4. Nicht 6. 5. Fünf.

Da ich sogar mehr als fünnef Bücher habe, habe ich ein paar davon ausgewählt. Was gar nicht mal so leicht war. Insgesamt sind es fünf Bücher geworden. Wer hätte das gedacht? Die fünf habe ich in folgender Reihenfolge aus dem Regal gezogen:
  1. Matt Ruff: Ich und die anderen. Den Autoren habe ich durch Kamil kennengelernt und habe bis jetzt bis auf seinen Erstling alle seine Bücher ("alle seine Bücher" = vier) gelesen. Auch dieses, aus den Ich-Perspektiven verschiedener multipler Persönlichkeiten erzählte, lohnt sich ohne Einschränkung.
  2. Albert Camus: Die Pest. Jahre her, dass ich es gelesen habe. Ich erinnere mich aber noch daran, wie großartig ich es fand und dass ich Ratten seit dieser Lektüre noch widerlicher finde und einen noch größeren Bogen um sie mache. Letzteres ist in Berlin übrigens manchmal wörtlich zu verstehen.
  3. Don DeLillo: Unterwelt. Das Buch hat mich vor ein paar Jahren im Frankreich- und Spanienurlaub weggeblasen. Die über vier Jahrzehnte gehende Handlung wird überwiegend rückwärts erzählt - ein absolut fesselndes Meisterwerk, das ich nicht aus der Hand legen konnte.
  4. Max Goldt: Quitten für die Menschen zwischen Emden und Zittau. Dieses Buch habe ich zufällig aus vielen im Regal stehenden Werken dieses Autors ausgewählt. Wer ihn nicht kennt, sollte ihn kennenlernen. Ich schätze Goldt für seine Sprache, seinen Wortwitz, seine Gedanken, seine Assoziationsmassaker und seine großartigen Lesungen. Von Goldt kann (= sollte) man (= alle) alles lesen.
  5. Robert Gernhardt: Lichte Gedichte. Wer Goldt mag, muss Gernhardt lieben. Und umgekehrt. Ein intelligenter Sprachjongleur, der seinesgleichen suchte und leider viel zu früh gestorben ist. Wie für alle Bücher dieser Liste gilt auch hier: Lesebefehl!
Nach dieser langen Einleitung gehts jetzt gleich mal los mit dem Stockdingens. Aber ich musste eben erst noch zu allen Büchern was sagen schreiben.

Step 2
Was ist der erste Satz des ersten Buches?
Mein Vater rief mich heraus.

Step 3
Der letzte vollständige Satz auf Seite 50 des zweiten Buches?
Darin lag die Gewißheit, in der alltäglichen Arbeit.

Step 4:
Der zweite vollständige Satz auf Seite 100 des dritten Buches?
Ich lauschte dem Klappern der Turbinenblätter im Wind und fühlte den Hauch der Sciroccohitze, und meine Augen glitten tatsächlich langsam über die Reihen, und ich erspürte eine Art Wildheit, die mich umgab, den grimmigen Ansturm von Wetter und Wüste und diese alten, kraftvoll umgedachten Waffen, wie treffend war dieses Projekt, aber ich wußte, sobald ich alles gesehen hatte, würde ich keine Sekunde länger dort bleiben.

Step 5
Der vorletzte vollständige Satz auf Seite 150 des vierten Buches?

Ein Steckenpferd, das Unhöfliche mit besonderer Leidenschaft reiten, ist z. B. der unangemeldete Besuch.

Step 6
Der allerletzte Satz des fünften Buches?

Beifällig nickt dazu Gevatter Tod.

Finale
Bilde aus den 5 Sätzen eine Geschichte.

Ein Steckenpferd, das Unhöfliche mit besonderer Leidenschaft reiten, ist z. B. der unangemeldete Besuch. Mein Vater rief mich heraus. Ich lauschte dem Klappern der Turbinenblätter im Wind und fühlte den Hauch der Sciroccohitze, und meine Augen glitten tatsächlich langsam über die Reihen, und ich erspürte eine Art Wildheit, die mich umgab, den grimmigen Ansturm von Wetter und Wüste und diese alten, kraftvoll umgedachten Waffen, wie treffend war dieses Projekt, aber ich wußte, sobald ich alles gesehen hatte, würde ich keine Sekunde länger dort bleiben. Darin lag die Gewißheit, in der alltäglichen Arbeit. Beifällig nickt dazu Gevatter Tod.

Fazit
Ich schließe mich Kamlis Fazit an: Das ergibt irgendwie fast so etwas Ähnliches wie Sinn, aber ich hätte mir das Ergebnis - gerade auch bei den vier sehr unterschiedlichen Stilrichtungen - amüsanter vorgestellt.

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Samstag, 26. September 2009
Letzte Worte
"Jetzt fahre ich nach Hause", sagt er.

letzter Satz aus Principia von Neal Stephenson

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Donnerstag, 10. September 2009
Gut Berg will Weile haben
Falls sich übrigens irgendjemand wundern sollte, dass da in der rechten Spalte seit über einem Jahr wie in Stein gemeißelt steht, dass ich Thomas Manns Zauberberg lese: Das hat schon seine Richtigkeit. Denn der Berg verzaubert mich einfach nicht. Er scheint überwiegend aus Ziehwegen zu bestehen - die Snowboarder unter den Lesern werden sich also vorstellen können, wieviel Spaß ich bisher beim Lesen hatte. Und bevor jetzt jemand denkt: "Jaja, die Jugend von heute will die Gipfel der Literatur einfach nicht mehr erklimmen." Erstens liegt meine Jugend schon länger im Bergwerk meiner Erinnerungen verschüttet und zweitens lese ich oft und gerne Klaschischesch. Aber ein bisschen mitreißender - z.B. wie ein Gebirgsbach nach der Schneeschmelze (tolle zauberhafte Bergbilder in diesem Text, gell?) - darfs schon sein.

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Freitag, 29. Mai 2009
Schöner lesen
Wenn die ältere Dame, die im Supermarkt vor einem an der Kasse steht, die Zeitschriften Happy Day, Schöne Welt und Spaß für mich kauft, fragt man sich schon, wie ihr Leben so aussehen mag.

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Montag, 22. September 2008
War Tucholsky ein Zeitreisender?
Dass Kurt Tucholsky einer der ganz großen Sprachkünstler des vergangenen Jahrhunderts war, steht für mich außer Frage. Dass er aus der Zukunft kam, wie bei Amazon nachzulesen ist, war mir hingegen neu: "Seit 1959 hielt sich Kurt Tucholsky in Schweden auf, wo er in Hindas am 21. Dezember 1935 aus dem Leben schied."

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Dienstag, 22. Juli 2008
Der Mann und ich
Vor Jahren hatte ich ihn mit nach Hause genommen, es dann aber immer wieder aufgeschoben, meinen ach so berühmten Freund näher kennenzulernen. Immer wieder dachte ich: "Eines Tages kommt bestimmt der richtige Moment. Denn man braucht ja Zeit und Muße, um sich ganz auf ihn und seine Bedeutung einzulassen." Vor kurzem war es dann endlich soweit: Ich packte ihn mit festem Griff und schon wenige Augenblicke später las ich in ihm wie in einem offenen Buch. Aber was heißt hier "wie"? Es war ja ein offenes Buch, genauer: Thomas Manns "Zauberberg", vor dessen Lektüre ich mich lange gedrückt hatte, da das Buch ja - genau wie der "Ulysses" - so ein wichtiges Werk der Weltliteratur ist, das man sicher nur in besonderen Momenten voller Ruhe lesen und verstehen kann. Pffft - so ein Quatsch, es ist doch nur ein Buch, vor dem man nicht in Ehrfurcht erstarren muss. Und die ersten rund 50 Seiten lassen bzw. lasen sich schon mal gut an, auch wenn der Zauberberg mich noch nicht so in seinen Bann schlägt wie andere Werke, die ich nur aus der Hand gelegt habe, wenn es absolut notwendig war.

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Mittwoch, 26. März 2008
Bloglesen bildet
Ohne Blogger (zuerst bei Kamil) wäre ich nicht auf das fantastische Buch "Bad Monkeys" von Matt Ruff aufmerksam geworden, das ich in kürzester Zeit verschlungen habe und hiermit allen Lesern zum Lesen empfehle. Warum? Weils intelligent, spannend, komisch, rasant, irrwitzig, abgedreht, philosophisch und noch vieles mehr ist. Und man es am liebsten in einem Stück verschlingen will. Lesebefehl!

Bloglesen bildet aber nicht nur den Kopf, sondern auch die Ohren: Vor geraumer Zeit habe ich bei Isabo zum ersten Mal etwas von Me First & the Gimmes Gimmes gehört bzw. gelesen. Die Jungs (unter anderem von den Foo Fighters und NOFX) spielen Punkversionen von Pop-, Musical-, Country- und anderen Klassikern - z.B. Nothing Compares 2 U, Ain't no Sunshine, I believe I can fly - und machen einfach nur Spaß. Hörbefehl!

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Donnerstag, 7. Februar 2008
Lesen und vorlesen lassen
Heute abend im Berliner Ensemble: der gar nicht genug zu lobpreisende Max Goldt liest neue Texte. Und ich freu mich seit Tagen wie ein Schneekönig drauf. Dabei stellt sich natürlich die Frage, wie sich so ein Schneekönig überhaupt freut. Müssen die Untertanen des Monarchen, die Schneeflocken, für ihn singen, musizieren und jubilieren? Oder freut der Antidemokrat sich eher still und leise und pinkelt einen Smiley in den Schnee? Auch auf die Gefahr hin, die Zahl seiner Untertanen so zu reduzieren. Aber zurück zum Anlass dieses kurzen Textes: Zu Hause passt während Herrn Goldts Lesung erstmals ein bezahlter Babysitter auf die Kleine auf, wobei die Gedanken daran uns hoffentlich nicht von den schönen Texten ablenken werden. Erwähnte ich eigentlich schon, dass ich mich wie Bolle auf die Lesung freue?

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Mittwoch, 25. April 2007
Ein Buch, das die Welt den Opel bewegt:
„So wird's gemacht. Band 21: Opel Kadett D“
Diplom-Ingenieur für Fahrzeugtechnik Hans-Rüdiger Etzold spricht in seinem bereits 1991 erschienen Meisterwerk „So wird's gemacht. Band 21: Opel Kadett D“ alle Themen an, die Opelfahrer interessieren: Hier wird munter aus- und wieder eingebaut, eingestellt, ersetzt, geprüft, gemessen, gereinigt, erneuert, kontrolliert, entlüftet und natürlich auch aufgebockt. Schon beim Lesen möchte man am liebsten mit dem Schraubenschlüssel in der Hand und der Leidenschaft im Bein zum erstbesten „Opel Kadett D“ oder „Kadett Caravan/Voyage“ (Baujahr 8/79 bis 8/84) laufen, um ihn zu reparieren.

Da der Rüsselsheimer Renner nur zwischen 50 und 60 PS hatte, beschreibt der Autor auch in einem kurzen Kapitel, wie man eine Ölpumpe korrekt überholt. Einen besonderen Service stellt der Psychotest „Der richtige Zündkerzentyp“ dar, der jedoch ein wenig zu kurz geraten ist. Wer wirklich wissen will, was (hoppla, eine fünffache Alliteration) er für ein Typ ist, sollte daher wie bisher auf die einschlägigen Tests in Frauen- und anderen Zeitschriften vertrauen.

Insgesamt überwiegt jedoch der positive Eindruck, den Etzold mit dem 21. Teil seiner „So wird's gemacht“-Reihe hinterlässt. Bis heute ist diese auf 141 verschiedene Bände angewachsen - mehr als 20 Mal so viel wie bei Harry Potter und sogar das 47-fache vom Herrn der Ringe.

Besonders angenehm fällt ferner auf, dass wir hier ein Werk für die ganze Familie vor uns haben: Papa hilft es beim Bremsenbasteln (S. 100-117) und Mama lernt, wie sie den Opel von Teer-, Schuhcreme- oder Blutflecken reinigen sollte (S. 174-176). Aber gerade den lieben Kleinen wird „So wird's gemacht. Band 21: Opel Kadett D“ von Diplom-Ingenieur für Fahrzeugtechnik Hans-Rüdiger Etzold die größte Freude bereiten, da Dutzende schwarzweißer Abbildungen (siehe links) darauf warten farbig ausgemalt zu werden (S. 12-181). Wie um diesen eigentlichen Zweck seines großen Wurfs zu illustrieren, lauten die Schlussworte daher (Achtung, Spoiler): „BL=blau GE=gelb RT=rot LI=lila HBL=hellblau GR=grau WS=weiß VI=violett BR=braun GN=grün SW=schwarz“. In diesen - auf den unaufmerksamen Betrachter schlicht wirkenden - Zeilen zeigt sich auch die politische Dimension des Autors, der bereits vor 16 Jahren visionär schwarz und grün nebeneinander gestellt hat und damit schwarzgrüne Koalitionen vorwegzunehmen scheint. Fazit: Ein Buch, das bei Groß, Mittel und Klein auf keinem Nachtschrank fehlen sollte.

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Donnerstag, 19. April 2007
Man weiß es nicht jetzt doch
Weiß eigentlich irgendjemand, wie diese dünnen Stoff-Lesezeichenbänder in gebundenen Büchern heißen? Ich finde die nämlich super.

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